Koketterie

Koketterie

Ein Spaziergang am Leonhardbach bringt es an den Tag: auch unter Enten gibt es solche und solche ...

Ein Wildentenpaar kommt dahergeschwommen: der Ehemann eine halbe Entenlänge voraus, dahinter, ein bißchen seitlich versetzt, seine hübsche Frau. Der Mann läßt seine Blicke schweifen - rundum alles in Ordnung, kein Problem in Sicht. Sein Frauchen ist damit beschäftigt, hin und wieder den Schnabel ins Wasser zu tunken und das eine oder andere Nahrhafte aufzufischen. Am Ufer läßt sich gelegentlich mal ein schlafender Erpel oder ein vor sich hindämmerndes Entenpaar sehen, sonst ist es ruhig in Bach und Flur.

Hoppla - da dümpelt tatsächlich ein unbeweibter Erpel am Rande des Baches dahin - unser Entenmann schießt einen scharfen Blick auf ihn, schwimmt aber beruhigt weiter, als von dem Junggesellen kein Zeichen erhöhten Interesses kommt. Aber nun tritt Frau Ente in Aktion: sie läßt sich ein Stückchen zurückfallen, scheinbar ganz und gar in Nahrungssuche vertieft. Dabei fängt sie an, ihr Schwänzchen kokett hin- und herzuwerfen, sie dreht und wendet sich anmutig und ist allzusehr bemüht, nur ja keinen Blick an den Fremden zu verschwenden ... allzusehr!

Der arme alleinstehende Entenmann hätte aus Stein sein müssen, um auf solche Herausforderung nicht zu reagieren!

Er fällt auch prompt auf ihre Finten herein, schwimmt - erst zaghaft, dann beherzt - hinter ihr drein. Das kokette Frauenzimmer dreht und wendet sich vor ihm, wirft ihm manchen Bick über die Schulter zu, um sich dann schnell wieder nach vorne zu orientieren und bleibt immer weiter hinter ihrem ahnungslosen Herrn Gemahl zurück.

Nun verliert der Junggeselle den Kopf: er legt prompt einen Zahn zu und schwimmt beschleunigt auf die Entenfrau zu. Der Abstand wird immer kürzer, da dreht sie sich schnell wieder in Fahrtrichtung und schwimmt schleunigst ihrem Mann nach, aber nicht, ohne dem verliebten Erpel immer wieder mal einen Blick zuzuwerfen. Der wird immer schneller, der Abstand verkürzt sich zusehends - und da beginnt die Dame fürchterlich zu rufen und zu schreien. Alarmiert sieht sich ihr Ehemann um und seinem erbosten Auge bietet sich das Bild verfolgter Unschuld!

Auf der Stelle macht der Ehemann kehrt und saust auf den überraschten Anbeter seiner Frau los. Der hält verdutzt inne - und sucht dann beschleunigt das Weite. So hat das anfangs ja wirklich nicht ausgesehen ...

Frau Ente aber kann kein Wässerlein trüben und schwimmt wieder harmlos und ach so beschäftigt neben ihrem jetzt sehr wachsamen Gemahl einher.

Jaja ….

Eine Studentin des Verhaltensforschers Konrad Lorenz brachte es auf den Punkt, als der Professor sich über eheliche Untreue unter seinen Graugänsen aufregte:

“Aber Herr Professor! Wir Graugänse (hm .... Wildenten?) sind doch auch nur Menschen!”